Heutzutage in fast aller Munde
Überall hört, liest und spricht man davon. Achtsamkeit und Meditation. Doch was ist damit gemeint? Ist Achtsamkeit das Selbe wie Meditation? Warum gibt es einen regelrechten Hype? Im ersten Beitrag möchte ich die Begriffe Achtsamkeit und Meditation und ihre Bedeutung näher betrachten und unser Verständnis darüber teilen.
Achtsamkeit – wertfreie:r Beobachter:in
Bin ich als Mensch achtsam, so bin ich mir meines Körpers, meiner Gedanken, meiner Worte, meines Ausdrucks, meiner Gefühle, meinem Handeln und Wirken bewusst bzw. lenke ich mein Sein zur Bewusstheit in Allem. Ich bin wach mit mir selbst und meiner Umwelt. Ich beobachte wachsam und mit Bewusstheit, was sich in mir regt und was sich in meinem Umfeld ergibt, ohne mich damit zu identifizieren. Ich bin Beobachter meiner Gedanken, Worte, Handlungen usw. und nehme mit allen Sinnen bewusst wahr.
Achtsamkeit bedeutet nicht nur auf Positives konzentriert zu sein oder keine Fehler zu machen, sondern dass ich alles in mir und um mich in Akzeptanz wahr- und annehme. Fühle ich Trauer, Wut, Schmerz usw. lenkt mich Achtsamkeit nicht davon ab, sondern lässt mich diese Gefühle annehmen und einbeziehen.
Achtsamkeitsübungen unterstützen mich darin. Achtsamkeitsübungen erwecken unsere Bewusstheit und Klarheit im Hier und Jetzt. Es ist ein Üben mit allen Sinnen.
Meditation – aus der Identifikation und Bewertung hinein in das allumfassende Sein, das „Ich bin“
Meditation bedeutet für uns in die Stille unseres eigenen Seins zu kommen. Sein ist der Zustand, in dem wir frei von allen Identifikationen und Bewertungen sind. Gedanken ziehen wie Wolken am Himmel vorüber, ohne festhalten. Plötzlich – ohne Zutun, ohne Wollen – stellt sich der Moment ein, in dem der Himmel klar und wolkenfrei ist. Dieser Moment lässt einen erfahren, warum alles ist, wie es ist. Es ist das Gefühl der puren Erkenntnis. In diesem Erkennen gibt es kein Gut oder Schlecht, kein warm oder kalt. Die irdische Dualität verschmilzt zu einem Großen und Ganzen. Stille, Vertrauen und Liebe breiten sich in jeder einzelnen Zelle des Körper aus.
Meditation – mehr als nur in Stille sitzen
Die meditative Praxis ist mehr als nur in Stille zu sitzen. Sie kann ebenso voller Aktion, voller Bewegung sein. Durch die Bewegung, das Annehmen und Ausleben, der im Hier und Jetzt existenten Emotionen, wird das Selbe erreicht. Stille, Vertrauen und Liebe breiten sich aus. Diese meditative Erfahrung machen im Grunde die meisten Menschen ohne dies als Meditation zu sehen. Wenn wir z.B. einen langen Spaziergang oder eine Wanderung machen, so gehen uns am Anfang des Gehens meist noch sehr viele Gedanken durch den Kopf. Plötzlich erlebt man jedoch einen Moment der Stille in sich. Durch das Gehen sind wir mehr und mehr fokussiert auf jeden einzelnen Schritt den wir setzen. Schritt für Schritt gehen wir unseren Weg bis wir teils absolut auf den Moment fokussiert sind. So auch z.B. beim Tanzen, Singen, Klettern usw.
Die Gehmeditation ist so z.B. eine beliebte Praxis im Buddhismus. Das Singen oder rezitieren von Mantras oder Gebeten bekannt aus dem Yoga oder auch durch die Benediktiner Mönche. Die tanzenden Derwische erreichen durch den Tanz die Trance bzw. den tiefen meditativen Zustand.
Osho (indischer Philosoph, Mystiker und spiritueller Lehrer) entwickelte Meditationen, die sehr aktiv sind, um den Menschen im Westen den Zugang zu erleichtern.
Die einzig richtige Meditation gibt es nicht. Warum sollte es diese denn auch geben?
Vielleicht könnte man sagen, dass gerade die Praktiken, die unangenehme Gefühle oder gar Widerstand in uns erwecken, manchmal jene sind, die uns unserem wahren Selbst am nächsten bringen 😉
So verschieden und einzigartig, wie wir Menschen sind, so verschieden kann auch die meditative Praxis sein. Es ist wie ein spielerisches Erleben, welches uns ein Gefühl der Glückseligkeit gibt. Es geht darum herauszufinden, welche Technik dich in deiner momentanen Situation wieder am Besten zu dir bringt.
Gibt es einen Unterschied zwischen Achtsamkeit und Meditation?
Diese Frage zu beantworten empfinde ich als schwieriger als gedacht.
Achtsam kann ich mit und in allem und überall sein. So kann ich achtsam Kaffee trinken, eine Zigarette rauchen, Zähne putzen, zuhören, Gespräche führen usw.
Kann ich mit und in allem und überall in Meditation sein? Ich glaube nicht, denn in der Meditation gehe ich über die Beobachtung hinaus und lasse alles los bzw. verschmelze mit allem. Raum und Zeit verblassen.
Achtsamkeit ist wie eine Art Zugang zur Meditation und somit eng mit der Meditation verwoben. Gehe ich z.B. über den Atem in die Meditation, so gelingt dies nur durch die Achtsamkeit im Atmen. Ich werde zum Beobachter meiner Atmung. Dadurch verblasst alles andere bis nur noch die Atmung im Fokus. Erlebe ich dann Meditation, so verblasst plötzlich für einen gewissen Zeitraum auch die Atmung und ich erlebe das „Ich bin“.
Größter Nutzen für uns
Wir haben in unserer westlichen Gesellschaft materiell im Grunde alles erreicht. Unser Alltag wurde durch die Technologie immens erleichtert. Zunehmend erkennen wir, dass all dies nicht die Zufriedenheit und das Glück im Leben bringen, sondern Ängste, Unsicherheiten, Probleme sogar teils verstärkt werden. Mehr und mehr fragen wir uns nach dem Sinn hinter all dem.
Die Praxis der Achtsamkeit und Meditation ist Schlüssel zu einer ganz besonderen Tür. Eine Tür zu unserem größten Schatz…
… dem Wunder in uns.
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