Von Vertrauen und Hingabe – Erfahrungsbericht

von | 8 Sep, 2023

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Sich Ziele zu setzen und diese mit Ausdauer zu verfolgen erscheint in unserer Gesellschaft als äußerst wichtig. In der Esoterik wird von Schöpferkraft gesprochen. Wir können alles sein oder erschaffen, wenn wir es nur wollen. Ziele führen zum Erfolg heißt es. Doch was ist mit der Hingabe und dem Vertrauen? Es wird kaum über diese Themen gesprochen. Ist Vertrauen und Hingabe gefährlich? Gebe ich dann alles auf und werde manipulierbar? Oder liegt doch ein wundervoller Zauber im Vertrauen und der Hingabe? In was vertrauen wir denn und in was geben wir uns hin? Anhand nachfolgender Erzählung wollen wir unsere eigene Erfahrung diesbezüglich weitergeben.

Lena und ich warten auf die Geburt unseres Sohnes. Freude, Angst, Zuversicht, Zweifel und einige Gefühle mehr wechseln sich in der Zeit der Schwangerschaft ab. Eine natürliche Geburt ist uns sehr wichtig. So informieren wir uns bestmöglich über die Themen und Möglichkeiten der Geburt. Hypnobirthing, mentale Vorbereitung, Visualisierung unserer Wunschgeburt und vieles mehr beschäftigt uns. Wir fühlen uns sehr gut vorbereitet und sind zuversichtlich, dass es eine wundervolle Geburt wird. Die Wunschliste zur Übergabe an die Ärtz:Innen und Hebammen ist geschrieben. Es kann losgehen.

Hingeben heißt vertrauen

„Die Fruchtblase ist geplatzt“,  höre ich aus Lenas Mund. Etwas Hektik breitet sich aus. Fruchtblase geplatzt – die Geburt beginnt. Wir freuen uns, sind aufgeregt. Alles packen, schnell… und los geht es ins Krankenhaus.

Auf der Geburtshilfestation werden wir schon erwartet und liebevoll empfangen. Ja, nun beginnt das große Wunder der Geburt. Die Wehen bzw. Wellen kommen in immer kürzer werdenden Abständen. Die Kraft der Wellen steigt an. Wir bekommen ein schönes Kreißsaalzimmer mit gerichteter Badewanne. Lena kann die Wellen regelrecht reiten. Unser erlangtes Wissen aus dem Hypnobirthing zeigt seine positive Wirkung. Unsere Hebamme lässt uns alleine, da sie spürt, dass wir ein gutes Team sind und gut zurecht kommen. Die Stunden vergehen. Wir sind zuversichtlich. Nach mehr als 7h dann plötzlich eine Nachricht, mit der wir so überhaupt nicht gerechnet haben. Unser Sohn hat sich im Becken regelrecht verkeilt und kommt nicht mehr vor oder zurück. Ok, eine neue Situation. Was heißt das? Was passiert jetzt? Wie geht es weiter?

Unsere Hebamme erklärt uns alles in aller Ruhe, so dass wir alles gut verstehen und nachvollziehen können. Sie wird nun mit speziellen Griffen und Techniken probieren unseren Sohn mechanisch wieder aus dem Becken zu bringen. Es klappt. Er rutscht wieder aus dem Becken. Es wird uns aber auch bewusst, dass somit alles wieder auf Anfang steht. Es vergehen weitere Stunden. Die Wellen werden immer stärker. Der Druck auf das Becken enormer. Die Kräfte schwinden. Die Angst, dass etwas sein könnte breitet sich erschwerend aus.

Nach Austausch mit unserer Hebamme und der diensthabenden Ärztin entscheiden wir uns für eine PDA. Somit nachts um 3 Uhr ein Schritt, der für uns anfangs überhaupt kein Thema. Alle negativen Gedanken und Sorgen dazu lassen wir los. Nach ein paar Stunden Schlaf geht es weiter. Immer mit dem Ziel weiterhin eine möglichst natürliche Geburt zu unterstützen.

Schichtwechsel. Wir bekommen eine neue Hebamme und neue Ärztin. Mit neuer Untersuchung wird klar, dass unser Sohn wieder ungünstig ins Becken ist. Erneut mechanische Unterstützung, damit er sich wieder löst. Wir sprechen uns wieder mit unserem medizinischen Unterstützerteam ab. Wir vereinbaren die weitere Vorgehensweise. Das Team um uns berührt uns immer wieder. Sie sind alle so einfühlsam, ruhig, vertrauensvoll. Wir fühlen uns stets aufgehoben.

Wir werden darüber aufgeklärt, dass es einer Antibiose bedarf, da das Fruchtwasser nach Blasensprung sich grünlich verfärbt zeigte und sich im Verlauf die Entzündungswerte im Körper erhöht haben. Es wird uns lediglich empfohlen. Kein Muss. Wir entscheiden uns entgegen unserer Wunschliste auch dieser Empfehlung nachzugehen. Lena reagiert mit Husten und Atembeschwerden. Es wird nun sehr schnell gehandelt, da dies eine allergische Reaktion auf das Medikament sein kann. Glücklicherweise beruhigt sich mit den gesetzten Maßnahmen alles wieder.

Unser Sohn ist aber immer noch nicht geboren. Wie geht es jetzt weiter? Wir stecken uns ein zeitliches Limit. Um die Wellen zu verstärken wird nun auch, nach vorhergehender Absprache, Oxytocin gegeben. Der gewünschte Erfolg bleibt aus. Nun folgt die Entscheidung zu einem Kaiserschnitt. Lena und ich sind in vollstem Vertrauen und geben uns erneut dem Moment einfach hin. Nach etwas mehr als 21h blicken wir unserem kleinen Engel in die Augen und können unser Glück kaum fassen. Die Freude scheint wie die Frühlingssonne über uns. Alles was zählt ist dieser Moment.

Die Moral dieser Geschichte

Lena und ich kamen mit viel Vorbereitung und Vorstellungen in die Situation der Geburt. Wir haben uns sehr klar vorgestellt, wie und was wir möchten und was nicht. Ebenso hatten wir uns auch viele, meist negative Beurteilungen über PDA, Medikamente, Kaiserschnitt etc. erschaffen. Diese Beurteilungen hätten uns das Leben bzw. die Situation äußerst schwer gemacht, wenn wir all diese Erwartungen nicht loslassen hätte können. Das Hier und Jetzt hat uns mit einer vollkommen anderen Situation konfrontiert, als wir sie uns gewünscht haben. Dank dem Vertrauen und der Hingabe an unser medizinisches Unterstützerteam und das Leben, meisterten wir all die Herausforderungen. Wir entschieden uns dazu gelerntes loszulassen und dafür, aus dem was jetzt gerade notwendig ist, das Beste zu machen. Ja sogar zu visualisieren, wie alles zum besten Wohle aller führt. Am interessantesten finde ich, dass dadurch alles viel leichter wurde. Alles verlor an Schwere und Drama. Obwohl wir so viel erlebt haben, was wir ja gar nicht wollten, blicken wir auf eine kraft- und wertvolle Zeitspanne zurück und ziehen eine große Lehre daraus.

Das Ego mit seinen Wünschen, Vorstellungen und Visualisierungen kann zu einem großen Stolperstein werden, da es sich nicht dem Hier und Jetzt widmet, sondern an seinem festhalten möchte. Hätten wir an unseren Vorstellungen festgehalten, so wäre die Geburt im Nachhinein etwas Schweres, vielleicht sogar Belastendes. Wir würden uns vielleicht Vorwürfe machen, wieso wir es nicht geschafft haben unseren Sohn natürlich auf die Welt zu bringen. Angst und Unsicherheit wären während der Geburt viel stärker geworden. Vielleicht hätten wir sogar allen HelferInnen um uns misstraut und hätten Fehler in ihren Maßnahmen gesucht.

Wir können sehr viele Parallelen aus dieser Geschichte zu anderen Geschichten in unserem Leben erkennen. Es öffnete uns für kurze Zeit ein tiefes Verständnis für das Leben. Wir erlebten wie es ist absolut im Hier und Jetzt zu sein. Dankbar blicken wir zurück, dass alles so war, wie es war.

4 wichtige Lehren aus unserem Erlebnis

1. Vertrauen in das Leben:
Indem Du dich dem Moment hingibst und Vertrauen in den natürlichen Verlauf der Dinge hast, kannst Du dich von unnötigem Druck und Stress befreien.

2. Flexibilität und Anpassungsfähigkeit:
Das Leben ist oft unvorhersehbar, und es ist wichtig, flexibel zu sein und sich auf neue Umstände einzustellen.

3. Loslassen von Erwartungen:
Das Festhalten an starren Vorstellungen und Erwartungen kann dazu führen, dass Du die Schönheit und die Möglichkeiten im gegenwärtigen Moment übersiehst.

4. Dankbarkeit und Akzeptanz:
Das Üben von Dankbarkeit für das, was ist, und die Fähigkeit, das Beste aus jeder Situation zu machen, kann zu einer positiven und erfüllten Erfahrung führen.

Unsere Geschichte zeigt, wie das Vertrauen und die Hingabe an das Leben zu einem positiven Ausgang führen können, selbst wenn die Umstände anders als erwartet sind. Es ist eine Erinnerung daran, dass das Leben aus seinen eigenen Plänen, und unsere Fähigkeit, sich dem hinzugeben und anzunehmen, eine wertvolle Quelle der Stärke sein kann.

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